«Der Export ist Wachstumsmotor der Schweizer Wirtschaft»

Osec Business Network Switzerland hat sich zu einer schlagkräftigen Förderorganisation gemausert. Jetzt will Direktor Daniel Küng die Effizienz weiter steigern.

VON CLAUS NIEDERMANN

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CASH: Herr Küng, seit Sie vor gut einem Jahr die Leitung der Osec übernommen haben, ist die Kritik an der Aussenwirtschaftsförderung verstummt. Wie haben Sie das geschafft?

DANIEL KÜNG: Statt gegeneinander agieren nun private und öffentliche Exportförderstellen gemeinsam. Das trägt Früchte. Im letzten Juni wurde unsere Vorlage seit langem wieder einmal einstimmig vom Ständerat angenommen. Und der 34-Millio- nen-Kredit für die nächsten zwei Jahre kommt nun am 29. Septem- ber vor den Nationalrat, nachdem die Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK) und die Aussenpo- litische Kommission (APK) bereits zugestimmt haben.

Erwarten Sie im Nationalrat keine bösen Überraschungen? Nein, denn die Politiker und auch die Öffentlichkeit haben registriert, dass unser Netzwerk nötig ist, weil vor allem die kleineren KMU sonst den Export nicht alleine schaffen.

Benötigen die Firmen für alle Märkte die gleichen Dienstleistungen? Die Bedürfnisse der KMU sind in den gesättigten Märkten der Indust- rieländer anders als in den neuen Wachstumsmärkten wie China und Russland, Südostasien und Mittlerer Osten. Das hat eine Marktanalyse er- geben. Für Deutschland zum Bei- spiel genügt den meisten Firmen die reine Informationsvermittlung. Für China dagegen ist eine umfas- sende Unterstützung gefragt.

Bedingt dies eine Änderung des Konzepts der Swiss Business Hubs? Wir arbeiten daran, denn es gilt ja, unsere knappen Ressourcen dort einzusetzen, wo wir den grössten Grenznutzen erzielen.

Sollen alle KMU Geschäftskontakte nach Asien aufbauen? Der kleine Heimmarkt zwingt die KMU zum Export. Die Zeiten sind aber vorbei, als die Exportaktivitä- ten Schritt für Schritt aufgebaut wur- den. Heute werden Firmen global geboren. Und manchmal muss alles sehr schnell gehen. Das war bei ei- nem Sieben-Mann-Unternehmen aus dem Jura der Fall. Weil dessen Hauptabnehmer seine Produktion nach China verlagerte, musste die Kleinfirma nachziehen. Wir klären in solchen Fällen dann die Markt- und Erfolgschancen ab, vermitteln Experten und Kontakte zu anderen Firmen, die den gleichen Schritt schon hinter sich haben, und be- gleiten unsere Kunden, falls sie dies wünschen, über unser Hubnetz auch lokal beim Markteintritt.

Sie haben mit dem Service Center eine zentrale Anlaufstelle für sämt- liche Fragen zur Aussenwirtschaft geschaffen. Bewährt sich das?

Ja. Die Anfragen nehmen monatlich zu. Jetzt starten wir für das Service Center eine Inseratenkampagne. In vielen Fällen können wir den Anru- fenden direkt helfen. Auch die mo- natlich rund 60 000 Besucher unse- rer Website belegen, dass unsere Dienstleistungen und Informatio- nen nachgefragt werden.

Wieso wird immer wieder be- hauptet, dass exportierende Firmen konkurrenzfähiger sind? Wer in den Export geht, der ist der äusserst scharfen internationalen Konkurrenz ausgesetzt. Dieser Wett- bewerb zwingt die Unternehmen dazu, ihre Produkte und Dienstleis- tungen laufend zu verbessern, die Prozessabläufe schlank zu gestalten, ihre Effizienz zu steigern und die Margen zu optimieren.

Mit welchen Leistungen können sich Schweizer KMU heute im Ausland profilieren? Wir müssen die Globalisierung als eine Chance zur Expansion sehen. In Massenproduktionen können wir keine führende Rolle spielen. Aber die Schweiz hat sich gewandelt; die KMU haben sich angepasst. Vor zehn Jahren spielten beispielsweise in der Biotechnologie helvetische Unternehmen noch kaum eine Rol- le. Heute sind wir unter den füh- renden Ländern, und das nicht nur in der Biotechnologie, sondern auch in der Medizinaltechnik und bei den Nanotechnologien. Die Schweiz ist Spitze, wenn es um Qualität, Ver- antwortung, Nachhaltigkeit und Ethik geht. Das sind Faktoren, die in Zukunft noch an Wichtigkeit gewin- nen dürften. Wir können uns schon heute im globalen Wettbewerb pro- filieren, wenn es darum geht, dass Maschinen oder Produkte umwelt- gerecht und nachhaltig produziert werden.

«Wenn wir in die Förderung mehr

Geld investieren würden, könnten wir

für einen Wachstumsschub sorgen.»

Daniel Küng, Direktor Osec Business Network Switzerland

Markante Steigerungen der Exporte wären ein probates Mittel, um die seit Jahren andauernde Wachstums- schwäche der Schweizer Wirtschaft zu überwinden. Haben Sie dafür Pläne?

Der Export ist der Wachstumsmotor der Schweizer Wirtschaft. Wenn wir mehr finanzielle Mittel zur Verfü- gung hätten, könnten wir unsere Services für die KMU ausweiten. Heute steht uns nur rund ein Viertel der Mittel der österreichischen Ex- portförderung zur Verfügung, und trotzdem haben wir mehr Exporte. Wenn wir in der Schweiz mehr Geld in die Förderung investieren wür- den, könnten wir unsere Ausland- geschäfte weiter steigern und so auch für einen Wachstumsschub in der Schweiz sorgen.

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«Der starke Franken tut den Schweizer Firmen mehr weh als der Handelskrieg»